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Keine Angst vorm Robo-Mann: Warum wir Künstliche Intelligenz nicht fürchten sollten

Eine starke KI wären Computersysteme, die auf Augenhöhe mit Menschen zusammenarbeiten, schwache KI hingegen ist das, was derzeit in aller Munde ist.
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Um einem populären Missverständnis gleich vorzubeugen: Mit Künstlicher Intelligenz sind keinesfalls hypermoderne artifizielle Lebewesen gemeint, die unserer Spezies auf kurz oder lang den Garaus machen. Bei strenger Betrachtung ist noch nicht einmal der Begriff „Intelligenz“ wissenschaftlich klar definiert, wir reden eigentlich nur von einem gewissen Teilgebiet der Informatik, bei dem Automatisierung ein zentrales Bestreben ist. Es geht also um vermeintlich intelligentes Verhalten, befördert durch maschinelles Lernen. Oder anders: Es geht um die Nachbildung menschlicher Entscheidungsstrukturen, darum, intelligentes Verhalten zu simulieren. Die Informatik unterscheidet daher in starke und schwache KI. Eine starke KI wären Computersysteme, die auf Augenhöhe mit Menschen zusammenarbeiten, schwache KI hingegen ist das, was derzeit in aller Munde ist. Hier geht es einzig darum, konkrete Anwendungsprobleme zu meistern. Die Übernahme der Welt durch ein allmächtiges Computersystem ist daher gegenwärtig nicht einmal eine auf dem Reißbrett denkbare Option, doch dazu später mehr. Für den Augenblick können wir davon ausgehen, dass auch zukunftskritische Zeitgenossen einem Trugschluss der Aufklärung zum Opfer fallen, nämlich der Vorstellung vom „Menschen als Maschine“. Eine Maschine also, die durch eine andere Maschine überflügelt und dann sogar der Spezies „Mensch“ überdrüssig werden könnte. Müssen wir uns vor HAL 9000, dem fiktiven Computer des Raumschiffs Discovery in Stanley Kubricks Film „2001: Odyssee im Weltraum“, tatsächlichen fürchten? Wohl kaum.

Hat Künstliche Intelligenz vielleicht Angst vor uns?

Es gibt im Wesentlichen zwei Hauptanforderung an KI-Systeme: zum einen Lernfähigkeit, zum anderen die Fähigkeit, im Entscheidungsprozess mit Unsicherheiten und probabilistischen Informationen umgehen zu können. Insbesondere sind dabei solche Anwendungen von Interesse, zu deren Lösung eine Form von „Intelligenz“ notwendig zu sein scheint.  Es geht bei der sogenannten schwachen KI – und nichts darüber hinaus ist auch nur in Ansätzen technologisch in Sichtweite – lediglich um die Simulation intelligenten Verhaltens mit Mitteln der Mathematik und der Informatik. Mit einem tieferen Verständnis von Intelligenz hat das wenig zu tun. Oder gar mit der Schaffung eines Bewusstseins, das auch nur in Ansätzen mit den Möglichkeiten gefühlsmäßigen Erlebens ausgestattet ist. Davon sind Forschung und Technik so weit entfernt wie eh und je. Was bleibt, sind wissensbasierte Systeme, Musteranalyse, -erkennung und -vorhersage und natürlich das große Feld der Robotik.

Was aber in Deutschland, dem Mutterland aller Bedenken, derzeit vor allem im Vordergrund steht, sind nicht die Chancen dieser Zukunftstechnologie, nein, Künstliche Intelligenz gilt vor allem als Arbeitsplatzvernichter. Belege für dieses Schreckensszenario gibt es bislang nur wenige, Ansätze, Deutschland zu einem attraktiveren Forschungsstandort zu machen, hingegen viele. Wo manche neue Wertschöpfungspotentiale sehen, ahnen andere schon Massenarbeitslosigkeit und soziale Verwüstung. Fest steht gegenwärtig allerdings nur dies: Künstliche Intelligenz und Machine Learning werden unsere Wirtschaft und die Art unseres Zusammenlebens grundlegend verändern. Für die befürchtete „Erosion der Mittelschicht“ gibt es derzeit noch keinen Beleg, auch wenn absehbar ist, dass Digitalisierung und KI den Fachkräftemangel überkompensieren werden. Das häufig kolportierte Schreckensszenario leergefegter Büroräume vermag daher vor allem Zukunftsängste zu schüren!

Hoch leben die Experten!

Aktuelle Umfragen zeichnen ein anderes Bild und bestätigen, dass die Beschäftigungseffekte der Digitalisierung tendenziell überschätzt werden. Nicht jeder Beruf lässt sich automatisieren. Und nicht jeder, bei dem es Potential zur Automatisierung gibt, ist für eine ebensolche prädestiniert. Es sollte daher gestattet sein, auch einmal über das enorme Potential von KI zu sprechen, denn neben einer „Zukunft ohne Arbeitsplätze“ ist auch eine „Zukunft mit besseren Arbeitsplätzen“ denkbar. Warum? Ganz einfach: Künstliche Intelligenz ist nach derzeitigem Kenntnisstand auf die Lösung singulärer Probleme zugeschnitten; sie ist in der Lage, einfache und stets wiederkehrende Aufgaben effizienter zu lösen als ein Mensch. Man könnte auch sagen: KI löst die Probleme, um die sich Menschen überhaupt nicht kümmern wollen. Demgegenüber stehen in jedem Unternehmen zahlreiche Prozesse, die in ihrer Komplexität nur von gut ausgebildeten Fachkräften bewältigt werden können. Es gibt also durchaus Gründe, sich für Künstliche Intelligenz zu begeistern, denn Maschinen können uns künftig Tätigkeiten abnehmen, auf die wir ohnehin keine Lust haben. Und wir können uns – endlich! – auf Fähigkeiten konzentrieren, die menschlicher nicht sein könnten: Kreativität, Intuition, auch die Fähigkeit zur zwischenmenschlichen Interaktion.

Der gewohnheitsmäßige Superlativ

KI ist eine Schlüsseltechnologie für die digitalen Märkte von morgen, lautete auch das wenig überraschende Fazit des eco-Kongresses in Köln Ende November. KI ist ein „Megatrend“, ein „Game-Changer“, das „nächste große Ding“. Eine Branche, die den Superlativ gewohnheitsmäßig beschwört, überflügelt sich derzeit selbst und prognostiziert optimierte Wertschöpfungsketten und eine Vielzahl neuer Geschäftsmodelle. Die eco-Studie „Potential und nachhaltige Veränderung der Wirtschaft in Deutschland – Auswirkung von KI auf die Wirtschaft in Deutschland und die heute notwendigen Maßnahmen“ bietet außer dem sperrigen Titel wenig Überraschendes: 13 Prozent Wachstum des Bruttoinlandsprodukts bis 2025. Mindestens. Kritische (oder zumindest reflektierte) Stimmen sind vom Verband der Internetwirtschaft nicht zu hören, allenfalls die Aufforderung, jetzt nicht zu hadern, denn das kann sich der Wirtschaftsstandort Deutschland nun wirklich nicht leisten. Wirklich nicht? Auch Bundesminister Peter Altmaier hat bereits vor dem Kongress klargemacht, worum es geht – allerdings nur in Form einer Stilblüte der Rhetorik: „Wir haben im ersten Jahr der KI-Strategie die Weichen dafür gestellt, den Transfer von KI-Lösungen in die Wirtschaft deutlich zu verbessern. Bundesweit sind KI-Trainer an den Start gegangen, die kleinen und mittleren Unternehmen KI-Kompetenzen vermitteln.“

Wer Chancen von KI suchen und finden will, muss sich andernorts umschauen, jenseits der brustklopfenden Sprüche von Politik und Branchenverbänden. Zum Beispiel bei Shirley Ogolla, die Prozesse um KI in der Arbeitswelt wissenschaftlich erforscht und zu einer durchaus positiven Bewertung kommt: „Der öffentliche Diskurs in Deutschland ist generell eher pessimistisch, wenn es um neue technologische Phänomene geht […] Wir sollten aber nicht angstgetrieben auf künstliche Intelligenz zugehen, denn letztendlich können wir sie für uns nutzen“ („Die Zeit“).

Auch CRM-Kunden können (und sollten) sich den neuen Möglichkeiten nicht verschließen, z.B. im Bereich der automatisierten Stimmungsanalyse (Sentiment Analysis) eingehender Nachrichten oder etwa im Bereich des Demand Forecasting, mit dem versucht wird, die Nachfrage der Kunden zu verstehen und vorherzusagen. Vor allem Natural Language Processing (NLP) wird für AMTANGEE als Kommunikationsplattform künftig eine große Bedeutung erlangen.

Aber wohin auch immer KI sich entwickeln wird, so viel ist schon mal sicher: HAL 9000 wird sich nicht noch einmal abschalten lassen! Wir sollten ihm versöhnlicher begegnen, denn womöglich fürchtet er sich mehr vor uns als umgekehrt.

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